Was Schreiben für uns bedeutet

Text und Bild: Astrid Frevel, Dozentin im Fachbereich Ergotherapie

Schreiben ist eine komplexe Leistung des gesamten Gehirns. Das Gehirn aktiviert Areale, die für Sensorik, Motorik, Planen und Strukturieren, Vorstellungsvermögen und kreatives Denken zuständig sind.

Wenn wir schreiben, verändert sich die Struktur in unserem Gehirn und wird somit „trainiert“ und lernt.

Es bildet sich sozusagen ständig fort. Wenn wir, egal ob Kind oder Erwachsen, uns etwas merken wollen, schreiben wir es uns handschriftlich auf.

Für Schüler bedeutet Schreiben auch gleichzeitig lernen. Sie eignen sich die Schriftsprache an und Begreifen beim Schreiben die Buchstaben und die Wörter.

Wir erinnern uns leichter an das, was wir uns aufgeschrieben haben.

Die richtige Stifthaltung

Wie kann ich dem Schulkind die richtige Stifthaltung vermitteln? Gibt es eine richtige Stifthaltung? Wie ist die Stifthaltung ökonomisch und welche Variationen gibt es? Welche Grundvoraussetzungen für eine gute

Stifthaltung sind wichtig? Schreiben ist eine grafomotorische und somit feinmotorische Leistung. Gute grafomotorische Fähigkeiten lassen eine entspannte und flüssige Schreibweise zu.

Wie wichtig ist eine ökonomische Stifthaltung?

Beginnen wir beim Sitzen. Es sollte entspannt, aufrecht mit einer angemessenen Rumpfhaltung beim Schreiben beginnen. Angezogene Schultern oder eine starke Rumpfbeugung mit dem Kopf auf dem Tisch sind ungünstig für eine gute und gesunde Schreibhaltung. Der Unterarm und das Handgelenk liegen auf dem Tisch.

Die nichtschreibende Hand liegt auch auf dem Tisch und kann das Heft festhalten. Das Schreiben sollte nicht zu viel Kraft benötigen, drückt das Kind fest auf die Schreibunterlage auf oder hält es den Stift verkrampft, dann ermüdet die Hand schnell.

Wenn man mit dem kompletten Arm schreibt und das Handgelenk steif bleibt, können Schmerzen entstehen, die bis in den Arm und in die Schulter-Nacken-Region ausstrahlen. Zudem verringern sich die Schreibgeschwindigkeit und die Schreibausdauer, wodurch die Linienführung unklar wird und somit die Lesbarkeit der Handschrift.

Hier einige Beispiele für eine schwierige Stifthaltung, die sich ungünstig auf den Schreibfluss und das Tempo auswirken. Die Schrift ist oft schwer lesbar und beim Schreiben kann das Kind teilweise nicht sehen, was es schreibt.

  • Pfötchengriff: Der Zeigefinger überdeckt den Daumen, anstatt auf dem Stift zu ruhen.
  • Krampfgriff: Der Stift liegt auf den Fingern und wird mit dem Daumen geführt.
  • Der Daumen ist auf der einen Seite, der Zeige- und der Mittelfinger befinden sich auf der anderen Seite.
  • Der Daumen greift über den Zeigefinger.
  • Der Zeige- und der Mittelfinger greifen über den Daumen.
  • Die ganze Hand ist wie eine Faust um den Stift gewölbt. Der Daumen liegt normalerweise auf der gegenüberliegenden Seite und hält dagegen.
  • Faustgriff: Stift wird mit der ganzen Faust gehalten.

Die richtige Stifthaltung

Es gibt eine optimale Schreibhaltung, aber es gibt nicht die „eine“ richtige Schreibhaltung. Viele Variationen sind möglich. Wichtig ist, dass der Schreibanfänger von Anfang an ökonomisch, leicht, flüssig Schreiben lernt mit einer entspannten Stifthaltung. Daher ist es auch schon im Kindergartenalter angebracht, dass dem Kind die Dreipunkthaltung beigebracht wird und das Kind diese Stifthaltung für sich lernen kann. Dabei greifen Daumen und Zeigefinger den Stift, der auf dem vorderen Glied des Mittelfingers abgelegt wird. Daumen und Zeigefinger führen den Stift.

Merksatz: Im Auto sitzen Mama und Papa vorne und die drei Kinder sitzen hinten.

Eine Stifthaltung zu korrigieren und zu verändern dauert umso länger, wie ein Kind bisher mit einer angestrengten Stifthalteversion geschrieben hat.

Ab dem 6. Lebensjahr ist es sehr schwierig die Stifthaltung zu korrigieren und zu

verändern. Wenn die Stifthaltung verändert werden sollte, dann ist dauerhaft die neue Stifthaltung einzusetzen und anzuwenden.  Es gibt ein paar Tricks, die helfen eine korrekte Stifthaltung zu erlernen.

Übungen für eine gute Stifthaltung

Ganz allgemein helfen und unterstützen alle feinmotorischen Angebote erst mal, um eine gute angepasste Kraftdosierung zu entwickeln. Hierzu zählen: Perlen auffädeln, kneten, Backen, Kleben, Schneiden, Häkeln, Papierfaltarbeiten. Weitere Übungen für eine gute und differenzierte Fingerbewegung:

Stiftwandern
Die Fingerbeeren greifen den Stift, der Daumen steht gegenüber von den anderen Fingern. Nun wandern die Finger den Stift von unten nach oben und umgekehrt. Am besten gleich beide Hände gleichzeitig nutzen, dann kann die andere Hand nicht zur Hilfe eingesetzt werden.

Stifthalteübungen

Perlenübung: Perle hat ca. 10 cm Durchmesser

Hilfsmittel zur Erlangung einer korrekten Stifthaltung:

  • Dickere Stifte
  • Dreieckige Stifte (harte oder weiche Mine ausprobieren)
  • Aufsätze für Finger

Bitte immer auch darauf achten, dass der Stift nicht zu weit unten oder oben gefasst wird. Dazu kann man den Bereich mit Klebeband markieren.

Merksatz: Schreiben und Malen sollte Spaß machen!